Einzug, Auszug, Umzug, Flaschenzug- Rückblick 2022

Einzug, Auszug, Umzug, Flaschenzug- Rückblick 2022
Solidarisches Kreuzberg - Fest am 24.12.22

— geschätzte Lesedauer für durchschnittliche Lesende: knapp 20 Minuten —

So ganz grob aus der Vogelperspektive scheint das Jahr 2022 auf dem Dragonerareal und rund um das Modellprojekt Rathausblock von Einzügen, Umzügen, Auszügen, also von Zügen aller Art geprägt zu sein. Das Jahr begann gleich mit einem Auszug: die Adlerhalle musste final frei geräumt und von den letzten Nutzungsresten bereinigt werden, damit die angekündigten Umbauarbeiten stattfinden konnten. Zu dem Zeitpunkt lag der Plan „Drehscheibe Adlerhalle“ und damit der temporäre Einzug der Gewerbetreibenden des Dragonerareals in dieselbe noch auf dem Tisch. Mit Ein-, Um- und Auszügen ging es weiter, aber – um bei der Metapher des Zuges zu bleiben – könnten wir bei einigen Themen auch von Flaschenzügen, Gebirgszügen oder von karnevalerprobten Festzügen sprechen.

Beginnen wir am Anfang, mit den Einzügen….

Baupalast auf dem Dragonergelände
Die Adlerhalle im Sommer

Einzüge

Und davon gab es in 2022 einige. Gleich im März haben wir uns erstmals an einem sonnigen Sonntag mit dem Tubman Network getroffen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Idee der Adlerhalle als Drehscheibe für die ansässigen Gewerbebetriebe in einer Schreibtisch-Schublade wenigstens pausieren würde. Gleichzeitig standen wir alle unter dem Eindruck der schrecklichen Bilder aus der Ukraine. Das Tubman Network suchte einen Ort, an dem es seine Unterstützungsangebote für aus der Ukraine geflüchtete Menschen ohne ukrainischen Pass, insbesondere People of Colour, umsetzen konnte. Konkret ging es um ein Lager und um einen Ort für Beratungs- und Vermittlungsangebote. Wir konnten das Tubman Network in Gesprächen mit der BIM kurzfristig in die Adlerhalle vermitteln, und haben mit Möbeln und Technik unterstützt. Allerdings war dieses Angebot von Beginn an zeitlich auf die Sommermonate begrenzt, da die Adlerhalle ohne Heizung und sanitäre Anlagen in der kalten Jahreszeit schlicht nicht zumutbar ist.
Leider haben sich trotz unserer und anderer Akteure Bemühungen bis heute keine adäquaten Räumlichkeiten gefunden, so dass wir schlussendlich nur mit dem Lager des Projektes in die Alte Reithalle umgezogen sind, während die Beratungsangebote im Haus der Statistik und anderen Räumlichkeiten fortgesetzt wurden. Und für das Christmas Dinner des Tubman-Network wurde der Kiezraum genutzt. Gleichzeitig konnte aber endlich die Renovierung der Adlerhalle angeschoben werden und die Arbeiten dazu haben schon begonnen, so dass im kommenden Sommer hoffentlich wieder die Stadtwerkstatt in der Adlerhalle stattfinden kann.

Es gab noch ein paar weitere Einzüge. Das Bündnis Feuer & Flamme organisiert seit Jahresbeginn wöchentlich am Dienstagabend einen Keramik-Treff für die Nachbarschaft, außerdem veranstaltet es immer wieder besondere Events auf dem Dragonerareal wie Räucher- oder Raku-Workshops, einen Gewerbetreibenden-Lunch oder das Projekt Mapping Rathausblock.

Oder die Vereine Naturfreunde Berlin e.V. und Berlin21 e.V.! Schon im Sommer 2021 wurden von ihrem Netzwerk Kiezparklets in der Adlerhalle gebaut. Gegen Ende 2022 haben wir uns ein bisschen ins Zeug gelegt, damit Berlin21 einen Lagerraum in von uns gemieteten Räumen auf dem Dragonerareal nutzen kann.

Und wir freuen uns über unsere neuen Nachbarn! Das Netzwerk Urbane Praxis hatten wir schon gerne in ihrer früheren “Lobby“ am Alex besucht. Seit Herbst 2022 ist unser Weg nicht mehr so weit, denn die Urbane Praxis hat am Mehringplatz Räume bezogen und die „Lobby“ wiedereröffnet! Einmal im Monat, meistens Mittwochs, findet dort ab 18:30 Uhr der UP Aperitivo statt: Kommt vorbei! Ist immer lustig!

Nicht ganz ein Einzug, aber mindestens ein offizieller Beginn: in 2022 startete auch das Forschungsprojekt „Stadtentwicklung durch Public-Civic-Partnerships: Zusammenarbeit, Kontroversen, Modellierungen“, in dem die beiden Modellprojekte Haus der Statistik und Rathausblock untersucht werden. Besonders spannend ist aus unserer Sicht der sog. ko*laborative und inventive Ansatz, will heißen: die Studie findet nicht im wissenschaftlichen Elfenbeinturm hinter verschlossenen Türen statt. Viel mehr können alle im Modellprojekt involvierten Akteure immer wieder an Kolloquien oder Workshops teilnehmen und sich mit andere Akteuren mit kooperativen oder inhaltlich passenden Ansätzen vernetzen. Auch unser Modellprojektarchiv ist Teil des Forschungsdesigns, aber dazu später mehr, wenn es um Umzüge geht.

Kiezraum mit Stühlen
Kiezraum

Kiezraum – nach dem Einzug…

Ein Einzug endet zumeist nicht mit der Schlüsselübergabe und dem Transport der Möbel. Danach beginnt die Einrichtungsphase. So auch im Kiezraum. Nachdem der Kiezraum nach langer Renovierungszeit im September 2021 eröffnet worden war, drehte sich in 2022 alles im die Inbetriebnahme und Nutzung des Kiezraums sowie um die Gründung eines Trägervereins. Dieser soll künftiger Vertragspartner des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg und verantwortlich für die Nutzung des Kiezraums sowie seine Öffnung in die Nachbarschaft sein.
Die Diskussionen zur Ausrichtung des Vereins und rund um die Vereinssatzung waren sehr zäh und zogen sich über das gesamte Jahr hin. Und zugegeben: Phasenweise hatten wir bei den Diskussionen den Eindruck eines luftigen Durchzugs, wenn bestimmte Themen zum wiederholten mal wieder aufgerollt wurden. Erst Ende November wurde der Trägerverein Kiezraum auf dem Dragonerareal gegründet. Gerade weil es so lange gedauert hat: herzlichen Glückwunsch dazu!

Gleichzeitig begleiteten uns die Nachwehen der Renovierungsarbeiten fast das gesamte Jahr.Vor allem die Funktionstüchtigkeit der Heizung und die Wasserabflüsse im Kiezraum entwickelten sich scheinbar zu einer Art never ending story, die bis heute noch nicht final abgeschlossen ist. Leider beeinträchtigt dies mitunter auch die Arbeitssituation der Zusammenstelle , in den eher kalten Monaten des Jahres haben einige von uns das Arbeiten aufgrund der niedrigen Raumtemperaturen ein bisschen grenzwertig empfunden.

Trotz alle dem freuen wir uns über den Einzug vieler verschiedener Initiativen aus dem Modellprojekt, der Nachbarschaft und überhaupt. Denn nicht nicht nur das VTR oder das Forum Rathausblock oder interne Treffen einzelner Nutzer*innen-Initiativen finden hier statt. Auch die Migrantifa, die Omas gegen Rechts oder die Berliner Mieterbeiräte, die Karawane Freiraum (ehem. Parkraum) oder der Keramik-Treff vom Bündnis Feuer und Flamme treffen sich hier regelmäßig. Hinzu kommen punktuelle oder temporär begrenzte Nutzungen beispielsweise vom BUND, der AKöR, der AKS / GemeinwohlStadt e.V., des Xhainer Klimabeirats oder dem Begleitgremium für die Leittlinien für Bürger*innenbeteiligung. Hier alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber über einige Highlights haben wir uns in 2022 besonders gefreut. Sie haben mit ihrem Engagement und ihren Angeboten die Akteurslandschaft rund um das Modellprojekt Rathausblock ein bisschen diverser gemacht.

  • Anfang September fand zum 13.Mal die ART Kreuzberg, ein Wochenende der offenen Ateliers und Kunstorte in Kreuzberg, dieses Mal im Kiezraum, statt. Das anvisierte Ziel, ein größeres Miteinander von Künstler:innen, Gewerbetreibenden und kunstinteressierten Mitmenschen, wurde mehr als übertroffen!
  • Ende September tummelten sich im Rahmen des KinderKulturParcours von Montag bis Freitag Klassen aus der Jens-Nydahl-Grundschule am Kottbusser Tor im Kiezraum. Unter der Anleitung professioneller Künstler*innen lernten die Schüler*innen, wie Kunst entsteht, wo sie in der Stadt präsentiert wird und wurden auch selbst künstlerisch tätig. Am Ende der Woche gab es eine feierliche Präsentation der entstandenen Kunstwerke.
Solidarisches Kreuzberg - Fest am 24.12.22
Eine Palme im Kiezraum

Umzüge

Gleich im Frühjahr sind wir mit der Anlaufstelle von der LPG-Tanke in den AktionsContainer vor dem Parkplatz am Finanzamt gezogen. Am 7. April haben wir Eröffnung oder Einweihung oder irgendwas dazwischen gefeiert. Zum Umzug hatte Andries von Constructlab noch ein Regal und einen rollbaren Tisch für uns gebaut, damit wir die ganzen Info-Materialien nicht in Kisten stapeln müssen. Wenn das Wetter in diesem Sommer mitgespielt hat (also eigentlich fast immer), haben wir es uns zu Anlaufstellen-Zeiten vor dem Container in Strandstühlen (geliehen von Fahrrad3000 – danke dafür!) bequem gemacht. Intern hatten wir uns vor dem Umzug zur Tanke noch überlegt, ob der Umzug nicht einen Einbruch bei den Besuchenden-Zahlen bedeuten könnte, da wir die Laufkundschaft von der LPG möglicherweise verlieren würden.
Tatsächlich hat sich aber die Zahl der Besuchenden in etwa verdoppelt! Insgesamt haben wir in 2022 von etwa 390 Interessierten, Bekannten, Nachbar*innen und VTR-Initiativen Besuch bekommen. (Für alle Nerds unter euch: das sind im Durchschnitt acht bis neun Besuchende pro Anlaufstelle). Aber natürlich gab es Peaks nach unten (meistens abhängig von Wetter und Außentemperatur) und Peaks nach oben. Besondere Events wie beispielsweise die Rundgänge zum Tag der Städtebauförderung oder zum Kongress Stadtentwicklungspolitik werden von uns an der Anlaufstelle begleitet, als Treffpunkt und nach Möglichkeit mit Tee.
Am 11. August haben wir uns an einem besonderen „Sommerabend an der Anlaufstelle“, eine Art AfterWork-Treffen mit GinFizz versucht. Offen gestanden hätten wir uns an dem Abend ein paar mehr Besuchende gewünscht, aber dafür waren die Gespräche um so spannender und lustiger.
All inclusive konnten wir in 2022 mit etwa einem Drittel der Besuchenden vertiefende Gespräche zum Rathausblock führen und tiefer gehende Fragen klären. Und mindestens eine Besuchende engagiert sich heute aktiv in einer VTR-Initiative.

Nicht nur die Anlaufstelle, auch das Modellprojektarchiv hat einen Umzug hinter sich (oder einen Einzug in den Kiezraum. Hier konnten wir uns nicht wirklich entscheiden). Das Modellprojektarchiv startete mit Beginn des Kooperationsverfahrens und widmet sich der Frage, wie das gesammelte Wissen in einem laufenden Prozess konserviert und für spätere Lernprozesse zur Verfügung gestellt werden kann. Wir und die Projektpartner, das bereits erwähnte Forschungsprojekt und CoCooN, haben seit Beginn einiges an Räumen getestet, Möbel gebaut, über mögliche (digitale und analoge) Präsentationsformen nachgedacht.
Deutlich wurde mindestens: egal wie digitalisiert heutzutage alles ist, ein Archiv benötigt Räume. Der neue Standort des Modellprojektarchivs ist nun die Galerie im Kaminzimmer des Kiezraums. Genau genommen dauerte der Umzug vergleichsweise lange, da immer nur von einem Zwischenstandort zum nächsten gezogen und viele der Materialien zwischen gelagert wurden. Zusammen mit CoCooN wurde das ganze Jahr über an der inhaltlichen Ausstattung gefeilt und Möglichkeiten entwickelt, wie ein analoges Archiv für verschiedenste Zielgruppen attraktiv und in Form unterschiedlicher, alternativer, auch digitaler Formate zugänglich sein könnte.
Dafür wurden zu Beginn 2022 auch Möbel gebaut: ein Moderationstisch und eine Moderationswand. Beide sind mobil und beleuchtet und können im Kiezraum für Workshops und Arbeitstreffen genutzt werden. Wir haben mit finanzieller Unterstützung der Kiezkasse neues Mobiliar für die Bücher, Handreichungen, Zeitungen und Exponate gekauft und sind derzeit mit der Einrichtung beschäftigt.

Einzug oder Umzug – das ist wohl auch beim KoopWohl/Kieznetz-Projekt eine Frage der Perspektive. Bis einschließlich August war das Projekt und damit die Stelle der Gemeinwesenarbeit im Modellprojekt Rathausblock noch über das Forschungsprojekt „Ko-Produktion von Teilhabe und Gemeinwohl“ (KoopWohl) finanziert. Ab September dann konnte es als Teilbereich in die Aufgaben der Zusammenstelle integriert werden und nennt sich seit dem Kieznetz / Zusammenstelle. So können die Beziehungen zur Nachbarschaft und die Kontakte zur sozio-kulturellen Trägerlanschaft in Kreuzberg weitergepflegt und die begonnen Projekte weiter geführt oder sogar ausgebaut werden. Dabei geht es nicht nur darum, Nachbar*innen und Interessierte sowie ihre Themen und Bedarfe in das Modellprojekt zu integrieren oder auf das Dragonerareal zu holen, sondern auch die Themen des Modellprojektes nach Draußen zu tragen und belastbare Austauschbeziehungen aufzubauen und zu pflegen. Hierbei konnten wir sogar sichtbare Ergebnisse produzieren.

Vielleicht erinnert sich noch eins an die KiezcouRAGE-Plakatkampagne vom letzten Sommer? Die Plakate hingen eine Weile am AktionsContainer und immer noch im Kiezraum. Die Idee hinter der Kampagne: Nichts tun hilft nicht! Wir alle erleben oder begegnen Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt. Aber wer ist zuständig? An wen kann ich mich wenden? Wie kann ich handeln? Im Aktionsbündnis Solidarisches Kreuzberg haben Antworten gesammelt und in den öffentlichen Raum gehängt. Im März 2023 wurde eine Broschüre zu den KiezcouRAGE-Themen veröffentlicht.

Auszüge

Leider erreichte uns gleich zu Beginn 2022 die Nachricht eines traurigen Auszugs: am 31.Dezember 2021 verkündete die Initiative Stadt von Unten (SvU) ihren Austritt aus dem Vernetzungstreffen Rathausblock und den Abschied ihres Engagements im Modellprojekt Rathausblock. Im August 2022 folgte dann die Auflösung der Gruppe. Scheiden tut weh! SvU war eine der Gründungsinitiativen des Vernetzungstreffen Rathausblock und begann ihr Engagement bereits 2014. Die Aktivist*innen von SvU hatten einen wesentlichen Anteil daran, dass das Dragonerareal an das Land Berlin übertragen und die jetzige Kooperation zum „Modellprojekt Rathausblock Kreuzberg“ auf den Weg gebracht wurde. Dass SvU für sich keine Möglichkeit gesehen hat, weiterhin Teil dieses Prozesses zu sein, finden wir immer noch bedauerlich. Wir möchten uns für das Engagement von SvU und die gemeinsame Zeit, die konstruktiven Kontroversen und sogar Reibereien, bedanken!

In 2022 endete das – bereits oben erwähnte – Forschungsprojekt „Ko-Produktion von Teilhabe und Gemeinwohl“ (KoopWohl). Untersucht wurde, wie Stadtregierung und soziale Bewegungen zusammen arbeiten. Neben dem Thema Wohnen mit dem Modellprojekt Rathausblock und Can Batlló sind die Aushandlung zwischen dem Ernährungsrat Berlin und dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg um die Einrichtung eines LebensMittelPunktes und die Kooperation zwischen dem Thüringer Ministerium für Gesundheit und dem AKST e.V. zu einem anonymen Krankenschein für illegalisierte Migrant*innen und Menschen ohne Zugang zur Gesundheitsversorgung untersucht und verglichen. Ähnlich wie im oben genannten Forschungsprojekt „Stadtentwicklung durch Public-Civic-Partnerships: Zusammenarbeit, Kontroversen, Modellierungen“ wurden wir in den Forschungsprozess aktiv einbezogen und einige von uns konnten im Juni nach Barcelona reisen und zusammen mit den anderen Teilnehmenden Projekte vor Ort besuchen und kennen lernen.
Unser Tip: wenn ihr mal in Barcelona seid, guckt doch vorbei in Can Batlló: in diesem Quartier hat die Nachbarschaft auch für eine gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung gekämpft und heute steht bereits der erste genossenschaftliche Wohnblock, es gibt genossenschaftliche und kollektiv organisierte Werkstätten, eine Bibliothek und einiges mehr. Super spannend! Ende des Jahres wurde uns allen zum Abschluss ein Handlungsleitfaden präsentiert, der ausgehend von den Forschungsergebnissen Empfehlungen und Tipps bereit hält, die Initiativen und andere zivile Bewegungen bei Aushandlungsprozessen mit Verwaltung, Politik usw. unterstützen kann.

Festzüge

Zugegeben: die Überschrift ist ein bisschen übertrieben. Einen waschechten Karneval gab es in 2022 auf dem Dragonerareal nicht. Aber wir erinnern uns an einige Veranstaltungen, die wirklich Spaß gemacht haben!

Gleich Ende Januar ging es los mit dem Wintermarkt auf dem Dorfplatz! Das war die Idee unseres Praktikanten von der Alice-Salomon-Hochschule für Soziale Arbeit im Rahmen seines Praxissemesters in der Gemeinwesenarbeit: mit einem Flohmarkt schaffen wir eine niedrigschwellige Plattform für Alle, die über soziale Grenzen hinweg verbindet. Am Nachmittag des 22. Januar tummelten sich die Nachbar*innen des Dragonerareals auf dem kleinen Platz und eine bunte Mischung verschiedener Vereine und Inis konnten ihre Projekte präsentieren. Der Wintermarkt hat einen Nachmittag lang gezeigt, wie bunt und vielfältig das Engagement, die Interessen und Aktivitäten aus dem Rathausblock-Kiez sind.
Und die Flohmarkt-Idee wurde so begeistert an- und aufgenommen, dass am 28. August dann der Sommermarkt statt fand. Dieses Mal war es wärmer, aber dafür waren etwas weniger Leute da. Uns hat da ganz klar unser Praktikant gefehlt, der schon wieder zurück in der Uni war.

Can Batlló, kooperatives Quartiersentwicklungsprojekt in Barcelona
Weg durch Can Batlló, kooperatives Quartiersentwicklungsprojekt in Barcelona

Aber dafür ist die Idee der vernetzenden Plattform aufgegangen: nachdem wir die Initiative Radtour für Obdachlose zu Beginn des Jahres gerade erst kennen gelernt hatten, entwickelten wir schon nach dem Sommermarkt die Idee, den Kiezraum am 24.Dezember 2022 für Menschen ohne warmes Zuhause zu öffnen. Und das war ein tolles Fest! Die Radtour kümmerte sich um die Verköstigung (ein 3-Gänge-Menü), wir um die technische und logistische Ausstattung und ein bisschen um die Bewerbung, die Finanzierung der Veranstaltung und das organisatorische DrumHerum. Viele Nachbar*innen, Initiativen und Vereine haben grandios viel gespendet und mit angepackt. Vor allem die Radtour für Obdachlose hatte im Vorfeld an ihren wöchentlichen Ausgabestationen für Essen Menschen persönlich eingeladen vorbei zu kommen. Ab Nachmittag tummelten sich etwa 80 bis 100 unterschiedlichste Menschen im Kiezraum, dazu noch etwa 25 helfende Hände. Die Stimmung war großartig und es hat einen enormen Spaß gemacht!
Wir können es nicht oft genug wiederholen: Ein riesengroßes und herzliches Dankeschön an alle Helfenden, Unterstützenden, Wohlwollenden und an unsere Gäste für die tolle Stimmung! Eine Wiederholung in diesem Jahr ist schon beschlossen!

Auch im Rahmen der Kiezwoche von Ende August bis Anfang September gab es einige festliche Aktivitäten, davon nicht zuletzt die Eröffnung und die Abschlussveranstaltung im Kiezraum. Die AG Kiezwoche der Nachbarschaftsinitiative Kiezbündnis am Kreuzberg hat generell das ganze Jahr über mit verschiedenen Veranstaltungen im Kiezraum dazu beigetragen, dass das Dragonerareal mit künstlerischen bunten Leben gefüllt wird. Im monatlichen Kiezratschlag können sich Nachbar*innen über aktuelle Kiezthemen informieren und austauschen. Dazu hat das Kiezbündnis im Sommer 2022 sogar einen eigenen Podcast produziert und veröffentlicht.

Die Urbane Praxis und viele Inititiven, die auf dem Dragonerareal aktiv sind haben am 20. November 2022 im Rahmen der PopUP-Woche das Event Rathausblock am Feuer an der Plangarage und am Aktionscontainer organisiert. Es gab leckeren Kakao und Popcorn von der Zusammenküche. Mit dem WoW konnte gebastelt und sauniert werden. Mit dem KeramikTreff konnten Besuchende Kermikkacheln und Ziegel herstellen. Am Backhauswagen wurde Pizza gebacken. Die Karawane Freiraum hat für Feuerzangenbowle gesorgt. CoCooN hat am Feuer Geschichten vorgelesen. Zum Abschluss haben sich alle noch über ein kleines Feuerspektakel gefreut.

Das ganze Jahr über hat uns auch das filmische Engagement zweier, in der Medienproduktion tätige Nachbar*innen begleitet. Der Dokumentarfilm „Kleinod vor dem Umbruch“ wird der jetzige, fragile Ist-Zustand des Dragonerareals in Bildern und Interviews vor dem großen Umbau festgehalten halten und dabei den Bezug zu Vergangenheit und Zukunft aufgezeigt. Der Film feierte seine offizielle Premiere am 10. Juli im BKA am Mehringdamm und lief danach noch in weiteren (Freiluft-) Kinos in Berlin.

Eine ganz besondere Ausstellung konnte auf der Kiezgalerie ab dem 1. Mai letztes Jahr bewundert werden: Bilder ohne Geld von Jens Ullrich. Die zehn Motive der Ausstellung lassen sich am Besten in Jens eigenen Worten beschreiben:

Auf die Brachen und leer stehenden Räume, in die hinein wir früher unsere Gedanken, Erfindungen und Kunst projizieren konnten, haben sich dominante Bebauungspläne und Immobilienspekulationen gelegt. Die Zeit des offenen Raums ist vorbei. RAUM in seiner freiheitlichen Bedeutung verkehrt sich ins Negative, in ein Ausgeschlossensein, in eine Notsituation. Wir haben uns viel leeren Raum auf dem Dragonerareal erkämpft. Ich habe ihn in Modelle und Fotos hinein gerettet und ein Bildverfahren erfunden, dass mir erlaubt, Aufnahmen in seinem Inneren zu machen, auch wenn sich die Realität längst gefüllt oder verflüchtigt hat. Leerer großer Raum bringt uns mit Ideen zusammen. Sonst bleiben die Fische trotz Futters klein.

Jens Ullrich

Übrigens: Jens Ullrich, der sein Atelier auf dem Gelände hat, verschenkt seine Kunstwerke. Aus dem neu erschienenen Buch „Bilder ohne Geld“ können Interessierte Lieblingsmotive kostenlos scannen und als große Wandtapeten bei sich zuhause oder am Arbeitsplatz aufhängen. Das Buch kann zum Scannen u.a. bei der Zentralen Landesbibliothek (ZLB) am Blücherplatz ausgeliehen werden.

Bilder ohne Geld, von Jens Ullrich
Bilder ohne Geld von Jens Ullrich

Salopp ausgedrückt, auf und rund ums Dragonerareal steppte der Bär im ganze Jahr: die Dragonale der Nachbarschaftsinitiative Dragopolis, die Rundgänge des Graffiti-Museums, Ausstellungen nicht zuletzt an der Kiezgalerie, Lesungen, Feste und Konzerte unter anderem im Kiezraum uvm. Hinzu kamen Veranstaltungen im Rahmen des Modellprojektes wie Rundgänge zum Tag des Offenen Denkmals, die Ausstellung zum Abschluss des städtebaulichen Werkstattverfahrens an der Kiezgalerie.
Es würde den Rahmen sprengen, hier alles aufzuzählen. Dafür lohnt es sich umso mehr, immer mal wieder einen Blick in den Veranstaltungskalender auf der Rathausblock-Seite zu werfen.

Aufzug: Verortung von Kinder- und Jugendbeteiligung im Modellprojekt

Im Sommer 2022 haben wir Kontakt mit der Beauftragten für Kinder- und Jugendbeteiligung im Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg aufgenommen und uns darüber ausgetauscht, wie Kinder und Jugendliche adäquat im Modellprojekt integriert und beteiligt werden könnten. Unsere erste Erkenntnis war, dass das Dragonerareal zwar einige Flächen und Räume bereit hält, auf denen experimentiert werden könnte. Wer von solchen Vorhaben aber vor allem überzeugt werden muss, sind die Erwachsenen, die letztlich die finanziellen Mittel für die Umsetzung von Kinder- und Jugendbeteiligung (kurz: KJB) bereit stellen. Wir haben uns dann gemeinsam mit dem Bezirksamt, mit dem Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüro und dem Verein Eltern stärken Eltern e.V. an die Umsetzung und Gestaltung eines Lernlabors gemacht.
Das Ziel: die im Modellprojekt engagierten Erwachsenen und alle Interessierten davon überzeugen, dass es Kinder und Jugendlichen mit den richtigen Beteiligungsmethoden keinesfalls überfordert, sich mit abstrakten Themen auseinander zu setzen und dass wir Kids und Teens auch nicht automatisch demotivieren, nur weil die Beteiligungsergebnisse ziemlich sicher erst viel später umgesetzt werden. Das Lernlabor fand Ende Februar 2023 statt.

Allein mit einem Lernlabor ist nach unserer Sicht natürlich noch nichts realisiert. Wir bleiben also dran. Derzeit arbeiten wir noch gemeinsam mit STERN an der Dokumentation. Zudem ist Ende April eine Kiezgalerie-Ausstellung zu den Ergebnissen des Lernlabors geplant. Dazu laden wir Euch dann auch gerne ein.

Lernlabor Kinder- & Jugendbeteiligung im Modellprojekt Rathausblock
Foto Copyright by Ann-Christine Jansson Alle Rechte Vorbehalten.

Flaschenzug: die Zusammenstelle

Der Flaschenzug war u.E. so ziemlich das naheliegendste Bild, wenn wir bei den „Zug“-Metaphern bleiben wollen: wir in der Zusammenstelle versuchen bildlich gesprochen, die aufzubringende Kraft zu verringern, die nötig ist, wenn die Initiativen auf und rund ums Dragonerareal und im Rahmen des Modellprojektes Rathausblock etwas umsetzen oder bewegen wollen. Viele dieser Tätigkeiten verbleiben oft im Hintergrund und könnten auch mit unsichtbarem Schmierfett verglichen werden: wir pflegen den Raum- und Veranstaltungskalender für mehr als 35 Initiativen aus dem VTR und mit Blick auf den Kiezraum darüber hinaus.
Wir begleiten, vermitteln und unterstützen Initiativen, die Räume auf dem Areal für ihre Aktivitäten nutzen möchten, manche davon wie meistens im Falle des Kiezraums nur temporär, manche aber auch dauerhaft mit der Idee, dass sie bleiben und sich im Modellprojekt Rathausblock engagieren.
Wir vernetzen uns kontinuierlich mit der umliegenden Nachbarschaft und den sozio-kulturellen Trägern und Initiativen in Kreuzberg und pflegen diese Netzwerke, beispielsweise mittels des Email-Nachbarschaftsverteilers oder auch in Form persönlicher Kontakte.
Wir halten Kontakt mit den Kooperationspartnern des Modellprojektes Rathausblock, tragen Informationen zusammen, bereiten sie ggf. auf, verteilen sie und sichern sie (im Modellprojektarchiv und in der Projektcloud).
Und wir pflegen und betreuen die elektronische Kommunikation (Email-Verteiler, Website, Social Media Kanäle) der im Modellprojekt engagierten Initiativen.
Im Herbst konnten wir die BIM überzeugen, die Alte Reithalle als Lager für Initiativen zu öffnen. Damit wollen wir dem dringend nötigen Raumbedarf der Initiativen ein bisschen mildern. Derzeit nutzen etwa acht bis zehn Initiativen die Alte Reithalle als Lager und arbeiten an einem kooperativen Entscheidungs- und Finanzierungsmodell, um die Nutzung gemeinsam länger zu ermöglichen.

Flaschenzug: Wissensvermittlung

In vielen Fällen ist das Modellprojekt Rathausblock bereits über Berlin hinaus bekannt, so dass wir immer wieder Anfragen, vor allem aus der Stadtmachenden- und Geschichtsinteressierten Szene erhalten, und das nicht nur aus Berlin sondern vielmehr aus allen Ecken Deutschlands und sogar darüber hinaus. Studierende und interessierte Initiativen wünschen sich einen vertiefenden Einblick in das Modellprojekt und das Dragonerareal, und soweit möglich versuchen wir, diesen Interessen mit Interviews, Rundgängen, Führungen und Informationsmaterialien, aber auch durch Vernetzung zu anderen Initiativen gerecht zu werden.
Die Interviewfragen im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten und die Fragen auf Rundgängen richten sich vor allem auf die Qualität und Realisierungsmöglichkeiten der Gemeinwohlorientierung und auf das kooperative Miteinander von Zivilgesellschaft und kommunalen sowie wirtschaftlich orientierten Akteuren im Modellprojekt. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse und freuen uns immer auf Publikationen.

Im Dezember besuchte uns sogar eine Gruppe von Architekt*innen, Stadtplaner*innen, Verwaltungsangestellten im Stadtentwicklungsbereich etc. aus Venedig. Die Gruppenleitung hatte das Modellprojekt bei ihrer Recherche zu spannenden Inhalten für eine Weiterbildungswoche in Berlin zum Thema Stadtentwicklung entdeckt (an dieser Stelle, großes Danke an Rebecca für das Netzwerken und Vermitteln!). Solche Treffen bieten auch für uns immer wieder einen spannenden Blick über den Tellerrand und wir freuen uns immer über neue Kontakte und erweiterte Netzwerke.

Dazu wird das Vernetzungstreffen Rathausblock immer mal wieder für Interviews für Radio oder Zeitung nachgefragt. Unter anderem waren wir Anfang August mal wieder zu Besuch beim Fassadenfunk. Auch hier ging es um kooperative Stadtentwicklung, was das bedeutet und wie es funktionieren kann. Wer sich hierfür interessiert: das Gespräch kann unter fassadenfunk.org/2022/dragonerareal-rathausblock angehört werden.

Flaschenzug: Öffentlichkeitsarbeit

Tue Gutes und rede darüber! Natürlich verlassen wir uns nicht allein und passiv darauf, von Interessierten gefunden zu werden. Nachdem uns Paula im Frühjahr 2022 verlassen hatte, haben wir die Öffentlichkeitsarbeit zum Modellprojekt ein wenig neu bzw. nach justiert. Strategisch-inhaltlich geht es ab sofort weniger um Fragen der Konzeptionierung und Ausrichtung, statt dessen konzentrieren wir uns nun verstärkt auf zivilgesellschaftlich relevante Inhalte, die von Stern als Dienstleister im Modellprojektverfahren nicht abgedeckt werden (können), auf direkte Ansprachen (u.a. Email-Verteiler „RHB-Nachbar*innen) und Social Media Kanäle (Telegram-Kanal „Rathausblock & Umgebung“, t.me/rathausblock). Ein erster Schritt war der Umbau (inklusive einer Aktualisierung) der Website rathausblock.org. Umbau und Design waren mit Unterstützung von Eberhardt im ersten Halbjahr erledigt. Zugegeben und leider arbeiten wir immer noch an der Übertragung und der „Befüllung“ mit Inhalten – gar nicht so leicht in einem laufenden Prozess. Aber wir sind dran.

Flaschenzug: Infrastrukturpool

Das Bild eines Güterzugs könnte auf den Infrastrukturpool wohl ebenso gut passen, handelt es sich doch um Materialien, die die Initiativen im und rund um das Modellprojekt kostenfrei nutzen können. Dabei handelt es sich einerseits um Verbrauchsmaterialien wie Moderationskarten oder -stift, anderseits um langlebige Güter wie eine kleine Musikanlage für Veranstaltungen oder Konferenzmikrophone. Gerade die langlebigen Materialien müssen gepflegt und bei der Verleihung betreut werden, damit viele Gruppen lange etwas davon haben. In 2022 haben wir uns um den Ausbau des Freifunks auf dem Dragonerareal gekümmert und mobile Solarspeicher samt Akku angeschafft, um das Arbeiten an vielen Orten auf dem Areal zu ermöglichen. Und wir freuen uns immer über Anregungen, wie wir den Infrastrukturpool aufstocken könnten!

Gebirgszug: Koop, Zu- und Miteinander-Arbeit

Gefühlt war die Arbeit im Modellprojekt Rathausblock in 2022 aus unserer Sicht eher von Diskussionen begleitet, die dem Auf und Ab eines Gebirgszuges glichen. Die Gespräche zum Gestaltungsleitfaden haben wir als eher langwierig und zäh empfunden, dennoch stehen sie derzeit kurz vor dem Abschluss, was uns schlussendlich aufatmen lässt. Die „Baufeldfreimachung im Südcluster“ (gemeint ist die von Bauzäunen umstellte Fläche zwischen Rathaus und Kiezraum, wo vorher die Prestigehalle und einige Gewerbetreibende waren) geht etwas langsamer voran, da einige Baureste im Boden gefunden wurden, die erst noch der Denkmalschutz genauer unter die Lupe nehmen muss. Auch zum geplanten Gewerbehof im Nordcluster geht es in kleinen Schritten voran. Und der Arbeitsprozess zur PV Wohnen zieht sich ebenfalls, obwohl das Gewisel und andere emsig daran arbeiten und das Thema Wohnen im Sommer auch im Forum Rathausblock aufgegriffen wurde.

Aber Gebirgszüge sind nicht nur steinig: Das städtebauliche Konzept ist zu einem Abschluss gekommen, hierzu wurde eine Dokumentation veröffentlicht und die Ergebnisse konnten auch auf den Tafeln der Kiezgalerie studiert werden. Das Raum- und Flächenkuratorium (RFK) hat seine Arbeit wieder aufgenommen.

Die großen Themen, die die Initiativen und uns in 2022 am stärksten beschäftigt haben, waren die Verortung der Kita und der Jugendfreizeiteinrichtung (JFE) und der Dorfplatz. Gerade ersteres war ein langwieriger, und sehr kontroverser Diskussionsprozess, dessen Kompromissergebnis aus Initiativen-Sicht sicherlich nicht das sog. Gelbe vom Ei markiert. Die Initiativen mussten abwägen, inwieweit es sich lohnt, den Entscheidungsprozess noch weiter in die Länge zu ziehen oder von den anderen Kooperationspartner*innen im Zukunftsrat eher Zugeständnisse an anderer Stelle einzufordern. Es erscheint fast unmöglich, am Ende solcher Diskussionen alle zufrieden zu stellen und ob sich die eingegangenen Kompromisse als zukunftsfähig erweisen, wird sich erst noch zeigen.
Die Beharrlichkeit der Zivilgesellschaft im Zukunftsrat zum Thema Dorfplatz mündete schlussendlich doch in einer Potentialstudie zur Nutzung bestehender Gebäude und anliegender Flächen, die in 2023 umgesetzt wird. Ein erstes Treffen dazu fand am 22.3.2023 im Kiezraum statt. Ziel war und ist, die Möglichkeiten der Bestandsgebäude und ihre möglichen Nutzungen auf dem Areal ergebnisoffen zu untersuchen.

Anschlussverbindungen

Jedes Mal, wenn wir uns in der Zusammenstelle überlegen und sammeln, was eigentlich alles in der Vergangenheit, zum Beispiel 2022, passiert ist, sind wir überrascht. Manches geht so schnell, kommt überraschend oder vergeht auch wie im Flug. Anderes ist langwierig und zähflüssig. Und oft fressen die zähen Prozesse mehr Kapazitäten und auch Nerven als die, die leicht von der Hand gehen.

Für 2023 fragen wir uns natürlich, ob und wie das nun mit der großen Koalition in Berlin weiter geht. Hier machen wir uns tatsächlich ein paar Sorgen um jegliche stadtpolitischen Prozesse, die vorher angestoßen wurden, und um deren Weiterentwicklung und – bestehen wir bangen, z.B. der Volksentscheid der Deutsche Wohnen enteignen oder auch die Pläne des Bundesverkehrsministeriums zur A100.

Aber wir freuen uns auch auf ein paar anstehende Entwicklungen. Die Adlerhalle wird derzeit baulich ertüchtigt, so dass in diesem Jahr wieder die Stadtwerkstatt statt finden wird. Der Kiezraum füllt sich zunehmend mit spannenden Initiativen und Projekten und wird in der Nachbarschaft bekannter. Es stehen wieder viele bunte Veranstaltungen an: Ausstellungen, Konzerte usw. Noch im April veröffentlichen wir auf den zehn Thementafeln der Kiezgalerie die Ergebnisse des Lernlabors zur Kinder-und Jugendbeteiligung. Die Vorbereitungen zur Kiezwoche im September 2023 haben bereits begonnen.
Wir selbst planen wieder einen Flohmarkt, wobei hier Ort und Zeit noch nicht fest stehen. Es wird wieder eine Dragonale geben. Und so wie es aussieht, werde wir zusammen mit Berlin21 am 30.September einen „Tag des guten Lebens“ im Rathausblock organisieren. Im Forum Rathausblock können im Herbst wieder Delegierte für den Zukunftsrat gewählt werden. Und die Kooperationspartner*innen werden sich wohl stärker mit dem Freiflächen- und Regenwasserbewirtschaftungskonzept beschäftigen, am Bebauungsplan sowie an der PV Wohnen weiter arbeiten.

Also mal sehen, welche Züge in 2023 durch das Dragonerareal rauschen….